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Kundeninterview - SFB Group

Lastspitzenreduktion durch hochaufgelöste Energiedaten

Kundeninterview mit Christian Wagner - EMS-Beauftragter

In unserer Kundeninterviewreihe möchten wir einen Einblick in den Arbeitsalltag unserer Kunden geben. Dazu hatten wir ein Interview mit Christian Wagner, dem Energie- und Umweltmanagementbeauftragten sowie Qualitätsmanager bei der SFB-Group am Standort in Babenhausen. Das Familienunternehmen mit über 380 Mitarbeitern produziert Baugruppen für Fluidtechnik sowie Präzisionsdreh- und frästeile. 

Wie heißen Sie und was ist Ihre Rolle im Unternehmen?  

Mein Name ist Christian Wagner und ich bin seit 11 Jahren bei der SFB-Gruppe. Vor zwei Jahren bin ich das erste Mal mit dem Thema Energiemanagement in Berührung gekommen. Neben der Tätigkeit als Energiemanagementbeauftragter bin ich auch als Qualitäts- und Umweltmanagementbeauftragter tätig. 

 

Seit rund 6 Jahren arbeiten Sie bereits mit ENIT. Wie haben Sie Energiemanagement-Maßnahmen vor der Einführung des ENIT agents in Ihrem Unternehmen betrieben?  

Die 50001 lässt einem viel Spielraum, wenn es um die Art der Datenerfassung geht. Bis zu einem gewissen Punkt geht das also auch manuell durch klassisches Ablesen der Zähler. Aber wenn man z.B. die relevanten Verbraucher (SEUs) kennen und überwachen muss, wird es mit der manuellen Erfassung schnell unübersichtlich. Dieser Umstand wird zudem erschwert, durch die mehr als 50 Maschinen im Unternehmen. 

 

Das heißt, Ihnen war schon schnell klar, dass ein Energiemonitoringsystem eingeführt werden muss? 

Ja, unser damaliger Energiemanagementbeauftragter hat schon früh den Mehrwert eines Energie-Monitoringsystem (EMS) gesehen. Wenn man sich mit der ISO 50001 beschäftigt, wird schnell klar, dass die Anforderungen nur sehr schwer und keinesfalls ganzheitlich mit Excel-Listen erfüllt werden können. Uns war klar, dass es ein EMS braucht. Wir investieren lieber Zeit in Energiemaßnahmen, anstatt den halben Tag Excel-Listen zu pflegen. Zudem ist die reine Erfassung der Daten erst einmal eins – unwirtschaftlich. Erst durch die Auswertung kann ich entsprechende Schlüsse ziehen und geeignete Maßnahmen erarbeiten, um am Ende des Tages effizienter zu werden. Transparenz ist hierbei essenziell. Transparenz hilft die richtigen Entscheidungen zu treffen und ein erfolgreiches Managementsystem ist die Summe richtiger Entscheidungen. 

 

Welche Zähler waren bereits vorhanden und konnten ausgelesen werden? Haben Sie noch neue Zähler eingebaut? 

Wir hatten bereits einige analoge Zähler, die klassisch monatlich abgelesen wurden. Im Rahmen der ISO 50001 wird ein dezidiertes Messkonzept gefordert. Wir müssen zeigen können, wie und wo gemessen wird und auch wie der Ausbau hin zu einem höheren Detailierungsgrad vollzogen wird. 

Spätestens wenn wir punktgenaue Maßnahmen ergreifen wollen, braucht es ein feingranulares Unterzählernetz. Daher setzen wir auf kommunikationsfähige, Onlinezähler, die direkt mit dem ENIT agent [Energiemonitoring von ENIT] kommunizieren.  

 

Was ist Ihr Fokus bei der Nutzung des ENIT agents und was ist der größte Mehrwert?   

Wir arbeiten gegenwärtig am Thema Grundlast und machen hier momentan Wochenendvergleiche, um zu sehen wie viel Strom wir ohne laufende Produktion verbrauchen. Ich sehe nach wenigen Klicks, dass es Wochenenden gibt, an denen wir 180 kW abrufen und an andere Wochenenden lediglich 110 kW. Da keine Produktion stattfindet, wird diese abgerufene Energie also gar nicht für Wertschöpfendes verwendet. Dieser Umstand wirft direkt Fragen auf und zwar ob man über ein gesamtes Wochenende tatsächlich diese Leistung abrufen muss. Wir haben das mal nachgemessen und ein Dreh-Fräszentrum ruft bis zu 3,5 kW Leistung ab, ohne dass dieses Zentrum auch nur ein Bauteil bearbeitet. Wenn so eine Maschine über das Wochenende einfach im Standby steht, kommt da ordentlich was zusammen. Die gute Nachricht ist, wir haben direkt Gegenmaßnahmen eingeleitet. 

Der ENIT agent unterstützt uns bei unserem Plan-Do-Check-Act Ansatz. Maßnahmen können vom Management oder dem Energiemanagementteam geplant und umgesetzt werden und der Agent übernimmt für uns den Überprüfungsteil der Maßnahme, also das Check. Beim Thema Grundlast kann ich also direkt am Montag mit nur einem Klick prüfen, ob die Maßnahmen fruchten und wir die Grundlast am Wochenende reduzieren konnten. 

 

Haben Sie einen Lieblingsbereich in der Software? 

Was ich sehr schätze, ist das Sankey-Diagramm. Damit kann ich mir schnell einen Überblick über die täglichen, wöchentlichen und monatlichen Energieströme im Unternehmen verschaffen. Das ist nicht zuletzt wichtig für das Bestimmen unserer SEUs. 

Für adhoc-Auswertungen nutze ich auch gerne den csv.-Export, ich habe mit ENIT also kein Datengrab, sondern komme immer an meine Energiedaten. Erwähnenswert ist auch das Liniendiagramm. Hier können beispielsweise die Energieverläufe aller Stromschienen sofort eingesehen und miteinander verglichen werden. 

 

Was ist Ihr bisheriges Highlight aus den Erkenntnissen der Daten aus dem ENIT agent? 

Ich habe Energie-Kennzahlen (ENPIs) für Maschinengruppen und Hauptverbraucher entwickelt. Ich kann durch wöchentliche oder monatliche Auswertungen im Handumdrehen sehen, wenn sich hinsichtlich des Energieverbrauchs eine negative Entwicklung abzeichnet. Dadurch kann ich umgehend reagieren und entsprechende Einflüsse reduzieren oder gar eliminieren. 

 

Hatten Sie bereits finanzielle Ersparnisse, welche mit der Datentransparenz in Verbindung zu bringen sind? 

Auf jeden Fall das Identifizieren einer zu hohen Grundlast und dann das Reduzieren davon. Zukünftig wollen wir das Thema Lastspitzenmanagement angehen. Dafür müssen wir aber unser Messkonzept noch ausweiten und in weitere Zähler investieren. Momentan werden noch gesamte Stromschienen, also Maschinengruppen gemessen. Das muss erst noch detaillierter werden. Damit werden wir uns in absehbarer Zeit definitiv beschäftigen, da wir hier große Einsparpotenziale sehen. Mir schwebt zum Beispiel vor, dass die Leistungsaufnahme der Firma auf den Infobildschirmen in unseren Produktionshallen zu sehen ist. Das schafft Verständnis und bindet auch alle Kollegen ein. Ziel des Lastspitzenmanagements muss aber natürlich sein, dass wir schnell Gegenmaßnahmen ergreifen können, damit keine neue, teure Lastspitze entsteht. 

 

Was sind Ihre nächsten Schritte im Energiemanagement?  

Nächste Woche habe ich eine Schulung mit ENIT, um uns gemeinsam unsere EMS-Software noch einmal genauer anzuschauen. Ich konnte die Software zwar auch schon vor der Schulung gut bedienen, was im Übrigen der intuitiven Bedienoberfläche geschuldet ist. Dennoch möchte ich mir die Zeit nehmen, um gegebenenfalls ungenutzte Potentiale zu entdecken. 

Zudem kurzfristig, wiegesagt, das Thema Grundlast reduzieren und mittelfristig das Thema Lastspitzen reduzieren.  

 

Was ist Ihr Tipp für andere Unternehmen, um die Energieeffizienz zu verbessern?  

Starten sollte man zuerst im Kleinen, das beginnt mit einer einfachen Erfassung des Stromverbrauchs mit Hilfe der Stromrechnung. Dann merkt man sehr schnell, dass die Informationen für gezielte Maßnahmen nicht ausreichend sind. Spätestens dann sollte man sich einen Partner an Bord holen, der sich mit dem Thema auskennt.  

Uns hilft, dass die Geschäftsleitung den Mehrwert und denn Sinn eines EMS voll durchdringt und konsequent auf das Thema Energiesparmaßnahmen setzt. Durch diesen Rückhalt und die Investition in die Energieerfassung und Auswertung, also ENIT, haben mein Team und ich Zeit für Energieprojekte, die letztlich die Ausgaben für Energie reduzieren. Zudem sind die Kollegen durch die aktuell hohen Preise auch sensibler und unterstützen bei der Umsetzung der entwickelten Maßnahmen noch mehr.

Es kommt aber auch darauf an, was die Motivation hinter der Energieeffizienz ist. Ist es die Konformität mit der Norm oder fordert es der Kunde bzw., was viel wichtiger ist, wird es der Kunde bald fordern. Das Thema Energie und effizienter Energieeinsatz wird uns die nächsten Jahre erhalten bleiben, da bin ich mir sicher. Jedes Unternehmen wird in absehbarer Zeit Energiemanagement betreiben müssen. 

Vom Energiemanagement ist es nur ein kleiner Schritt in Richtung CO2-Bilanzierung. Ich bin mir sicher, daran kommt mittelfristig kein Unternehmen vorbei. Weltkonzerne preschen auf diesem Gebiet längst vor, wie beispielsweise die Automobilbranche. Durch Anforderungen an CO2-neutralität und C02-Bilanzierung trifft es als erstes die direkten Systemlieferanten der OEMs. Von denen wiederum wird das Thema jedoch direkt an deren Lieferanten adressiert. In unserem Bereich, der Fluidtechnik kommen unlängst Anforderungen bzgl. CO2-Bilanzierung, sowohl CCF (Unternehmens-CO2-Fußabdruck) als auch PCF (Produkt-CO2-Fußabdruck). Sich heute schon mit dem Thema beschäftigen heißt einen Vorsprung zu schaffen. Wer diese Entwicklung verschläft, wird mittelfristig das Nachsehen haben. 

 

Vielen Dank, Herr Wagner. 

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