Das oftmals entscheidende Kriterium bei der Einführung eines Energiemanagements ist die Amortisation. Es stellt sich daher die Frage, ob eine Einsparung kurzfristig absehbar ist oder nicht.
Eine Analyse mittels der Daten des vorhandenen Übergabezählers, also des Lastgangs, ist der einfachste Einstieg. Häufig wird daraus die Stromrechnung geprüft oder Lastspitzen identifiziert. Doch welche Aussagen sind darüber hinaus möglich?
Gemeinsam mit dem Lehrstuhl für Information Systems Research der Universität Freiburg ist ENIT dieser Frage nachgegangen. Dazu wurde eine statistische Analyse über 3-6 Wochen bei mehreren Industriekunden durchgeführt. Die Daten werden aus den üblichen Übergabezählern hochaufgelöst im 15 Sekundentakt aufgezeichnet. Daraus wird das Einsparpotential des jeweiligen Industriebetriebs abgeschätzt. Was sich darüber hinaus noch aus den eigenen Daten lernen lässt, lesen Sie hier.
Das Einsparpotential der Lastspitze lässt sich schon nach kurzer Messung abschätzen. Dabei wird untersucht, ob auftretende Lastspitze sehr außergewöhnliche Zustände darstellen oder nahe am Normalbetrieb liegen. Ist eine Lastspitze ein deutlicher Ausreißer besteht ein höheres Potential sie zu vermeiden.
Einsparpotential der Lastspitze
Im Diagramm werden die 15-Minuten-Werte geordnet und nach statistischen Häufigkeiten aufgetragen. Umso spitzer der Anstieg auf der rechten Seite, desto außergewöhnlicher ist die Lastspitze. Mit einem Algorithmus kann dadurch das Einsparpotential quantitativ abgeschätzt werden.
Fast alle Industriebetriebe haben einen Wochen- oder Tageszyklus. Mit intelligenten Algorithmen lässt sich dann das typische Profil eines Zyklus statistisch auswerten.
In der Abbildung werden häufig auftretende Leistungslevel farblich braun-weiß dargestellt, während blau markierte Bereiche nie auftreten.
Diese relative Häufigkeit wird als Vorhersage für die Energiesystemoptimierung genutzt.
Empirische Vorhersage der Last
Hintergrund: Vorhersagen werden im Energiemarkt stetig wichtiger. Grund ist der steigende Anteil an fluktuierenden Erzeugern. Sowohl die technische Betriebsführung als auch der Stromhandel stehen dadurch vor Schwierigkeiten. Beide haben das Ziel Erzeugung und Verbrauch in Einklang zu bringen. Vorhersagen erhöhen die Sicherheit und vergrößern Margen, da Entscheidungen besser getroffen werden. Zudem werden sie für zukünftige Geschäftsmodelle am Regelenergiemarkt oder bei der Flexibilisierung essentiell.
Die Bestimmung des Betriebszustands ist für Unternehmen von doppeltem Wert: Einerseits werden Effizienzmaßnahmen identifiziert. Anderseits werden Kennzahlen für das Controlling gebildet.
Die Abbildung veranschaulicht welche Antworten der Lastgang liefert. Aus der Höhe der Grundlast lässt sich abschätzen, welches Einsparpotential in der Abschaltung unnötiger Standby-Verbraucher liegt. Die Bestimmung der produktiven Energiemenge während des Normal-Betriebs ermöglicht eine exakte Kennzahlenbildung (spezifischer Stromverbrauch des Werks). Die Schwelle zum Spitzenlastbereich ist ein notwendiger Parameter zur korrekten Auslegung von Lastabwurfsystemen.
Betriebszustände mit Lastspitze
Die Spannung ist das entscheidende Qualitätskriterium der gelieferten Elektrizität. Sie wird von den meisten Übergabezählern phasenscharf erfasst. Zur Sicherstellung der Versorgungssicherheit sollte sie auch von Industriebetrieben aufgezeichnet werden.
Im Diagramm werden die aufgetretenen Häufigkeiten der Spannungen aufgetragen. Die Asymmetrie zwischen den Phasen ist deutlich erkennbar. Sollte sie zu Problemen im betriebseigenen Stromnetz führen, benötigt der Elektriker eine Auswertung.
Phasenspannung am Übergabezähler
Hintergrund: Wer verursacht „dreckigen“ Strom und wer verursacht „dreckige“ Spannung? Vereinfacht lässt sich folgende Regel anwenden: Für „verschmutzte“ Spannung ist der Netzbetreiber verantwortlich. „Verschmutzter“ Strom entsteht durch die Verbraucher im Industriebetrieb selbst. Idealerweise prüft der Betrieb beides.
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