Eine Frage der Genauigkeit - Reicht eine temporäre Anlagenüberwachung zur Verbrauchsabschätzung?

    Häufig wird im Rahmen von Energieaudits, Kostenstellenberechnung oder Auslegungsrechnungen, dem Verbrauch von elektrischen Anlagen eine einfache Verbrauchsabschätzung zu Grunde gelegt. Hierfür wird in der Regel eine temporäre Energiedatenerfassung an dem betreffenden Messpunkt mit einem nachträglich angebrachten Stromzähler durchgeführt. Die so erfassten Verbrauchsmengen können dann auf einen Jahresverbrauch hochgerechnet werden, wobei ein gewisser Fehler der Abschätzung unumgänglich ist. Wie groß dieser Fehler tatsächlich ist, hängt in erster Linie von der tatsächlichen Verbrauchfluktuation am Messpunkt sowie der Dauer der Stichprobenmessung ab.en_verbrauchsabschaetzung-uebergabezaehler_1920x1080

    Verbrauchsabschätzung am Übergabezähler

     

    24H-Messung im Vergleich zu einem Monat am Messpunkt Übergabezähler
    Messung Tag 1: 2.562 kWh
    Hochrechnung Monat: 2.562 kWh*30 = 76.860 kWh
    Tatsächlicher Monatsverbrauch: 51.846 kWh
    Abweichung der Hochrechnung = +48 %

     

    Die Dauer der Stichprobenmessung kann auf 24 Stunden begrenzt sein. Die Energiedaten von einem Tag können dann auf ein ganzes Jahr hochgerechnet werden. In den meisten Industriebranchen ist es jedoch zweckmäßig mindestens einen Tag unter der Woche und einen Wochenendtag zu messen, da sich hier oft große Unterschiede im Verbrauch zeigen. Da viele Industriebetriebe zudem einen starken wöchentlichen Zyklus aufweisen, nähert eine Messung über eine gesamte Woche den realen Verbrauch weiter an. Als letzten Schritt vor einer Messung von dauerhaftem Umfang, bleibt eine Monatsmessung. Mit guter Kenntnis von saisonalen und klimatischen Effekten ist somit die Verbrauchsabschätzung mit geringstem Fehler möglich.

    Es zeigt sich, dass der Fehler jedoch schnell im hohen zweistelligen Prozentbereich liegt. Besonders nicht zu unterschätzen ist die Schwierigkeit den Fehler abzuschätzen, wenn kein tatsächliches Verbrauchsprofil bekannt ist.

    „Die Umlage der Verbräuche auf Kostenstellen oder einzelne Anlagen ist uns immer ein Graus. Wir laufen jeden Monat zu Dritt mit Klemmbrettern durch das Werk und notieren die Zählerstände. Für einzelne Anlagen haben wir auch schon mal temporäre Messungen durchgeführt und das auf ein Jahr hochgerechnet. Aber die daraus resultierenden Auslegungen waren dann eher ein Glückspiel weil natürlich die erforderliche Genauigkeit fehlt. Erst die richtige Dimensionierung macht das Ganze schließlich wirtschaftlich.“

    Energiebeauftragter eines süddeutschen Maschinenbauers

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    7-Tage-Messung im Vergleich zu einem Monat am Messpunkt Kompressor
    Messung KW47: 321,96 kWh,
    Hochrechnung Monat: 1.407,84 kWh
    Messung KW48: 427,4 kWh,
    Hochrechnung Monat: 1.829,6 kWh
    Tatsächlicher Monatsverbrauch: 1.597,76 kWh
    Abweichung Hochrechnung KW47 = -11,8 %
    Abweichung Hochrechnung KW48 = +14 %

     

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